Wir stehen nach dem Kurs vorm Yogaraum, die Matte in der Hand. In der zurückliegenden Stunde drehte sich alles um Dimensionen eines starken und offenen Herzens. Spannend:
Sich mit dem Herzen auseinander zusetzen, führt immer wieder zu wundervollen Sport- und Yogasessions und zu noch viel wertvolleren Gesprächen. Ich stehe also da mit einigen Teilnehmern und wir unterhalten und über „Herzensangelegenheiten“. Interessant ist, dass tatsächlich jeder „sein Thema damit hat“. Besondere Geschichten und Themen: medizinischer Art, emotionaler Art, berührende, lustige, spannende und in jeder Weise verbindende Geschichten.
Das Herz hält viel bereit.
Auch ich habe so mein Thema damit. Zwischen 2014-2018 hatte ich viele schlaflose Nächte wegen meines Herzens.
Häufig lag ich da und fühlte meinen Puls. Kopfkino, Herzrasen, Ruhelosigkeit…Mein Herz klopfte und raste wie verrückt und verhinderte, dass ich schlafen konnte. Dieses verdammte Herz! Irgendwann machte es mir Angst und die Zeit der Schlaflosigkeit war auch nicht unbedingt förderlich für meine allgemeine Fitness am Tag. Ich fragte mich: was ist eigentlich los mit mir, mit meinem Herzen?
Ich überlegte:
Ja, ich habe Diabetes und einige sehr schwere, sogar lebensgefährliche Unterzuckerungen nachts erlebt. Aber ich habe seit einigen Jahren eine fantastische Überwachungs-Ausrüstung und meinen wundervollen Diabetiker-Warnhund Rudi, der gut auf mich aufpasst. Der Diabetes und die Sorge vor schweren Unterzuckerungen im Schlaf waren lange kein Grund mehr für mich. Oder doch? Ich wusste es nicht. „Herzklopfen“ kann sehr aufwühlend sein und viele Gründe haben, körperliche oder emotionale oder somatische. Oder alles zusammen. Also entschied ich mich schlussendlich, mich ärztlich durchchecken zu lassen. EKG, Belastungs-EKG, Ultraschall, etc. Ein Glück war organisch alles okay. Puuuuh. Von nun an überlegte ich tiefergehender.
Was ließ mein Herz so aus dem Gleichklang bringen?
Ich begann zu recherchieren und aufzuschreiben. Ich begann, mich zu ordnen und zu reflektieren. Ich begann, viel zu lesen und wollte verstehen. Ein guter Ansatz, und trotzdem kamen diese Momente, in denen ich nachts Herzrasen bekam und nicht wusste, was eigentlich los war, immer wieder. Es war im wahrten Sinne ein sich wiederholendes inneres Wachrütteln. So konnte es nicht weitergehen.
Herzensmenschen.
Ich vertraute mich meinen Herzensmenschen an. Irgendwie passte das, schließlich ging es um mein Herz. Ein Glück habe ich ganz wunderbare FreundInnen um mich herum. Solche, die mein Herz in jeder Hinsicht kennen. Herzensmenschen zeichnen sich dadurch aus, dass man das Herz in ihre Hände legen kann und Lösungen findet in jeder Lebenslage. In meinem Dilemma war das unendlich wertvoll.
Es dauerte noch eine Weile, bis ich dem Ganzen auf die Schliche kam und anfing, alles zu verstehen. Richtig kapiert hatte ich es beinahe plötzlich, als ich einer Freundin von einer unsinnigen und doch für mich wichtigen „Herzensentscheidung“ berichtete. Ab da hörte meine nächtliche Unruhe abrupt auf. Ich verstand, dass ich durch diese Herzensentscheidung das erste Mal seit langer Zeit meiner Intuition gefolgt war, eine sehr heilsame Erfahrung. Denn das jahrelange, zugegebener Weise vernunftorientierte Handeln und Ignorieren meiner Intuition machte dermaßen Stress und Unruhe in mir, dass mein vegetatives Nervensystem und damit auch mein Herz förmlich ins Straucheln gerieten. Zu oft hatte ich mich in meinem Leben entgegen meiner Intuition verhalten. Ich hatte schlicht verlernt, auf mein Herz zu hören. Kein Wunder also, dass mein Herz im wahrsten Sinne immer wieder „anklopfte“, und mir ein Päckchen mit einer wichtigen Botschaft ausliefern wollte.
Herzensentscheidung.
Meine Herzensentscheidung damals war, mich entgegen aller Logik (Kopfdenken) für ein Aufbaustudium zur Präventions- und Gesundheitsmanagerin einzuschreiben. Diese Entscheidung machte eigentlich gar keinen Sinn.
Es muss nicht immer Sinn machen, es muss sich einfach nur gut anfühlen.
Das reicht. Als ich 2019 diese Entscheidung traf, war es im Nachhinein das allererste Mal seit sehr langer Zeit, dass ich eine Entscheidung allein intuitiv fällte. Ich wollte das einfach studieren. Es machte objektiv gar keinen Sinn, denn ich war damals ja schon beruflich sehr „safe“ als Lehrerin und Kursleiterin in einem Fitnesscenter. Und außerdem war mein Leben als zweifache Jungsmama schon voller Abenteuer. Es gab keine weiteren Gründe, eher viele Gründe dagegen:
– Das ist viel zu viel Aufwand.
– Das ist viel zu teuer und rausgeschmissenes Geld.
– Das kostet zu viel und nicht vorhandene Zeit.
– Das bedeutet, dass ich nachts lernen muss, weil ich ja auch Familie und Kinder habe, für die ich tagsüber da sein will.
– Ich werde gar keine Freizeit mehr haben.
– Ich kann doch nichts damit anfangen.
– Wahrscheinlich schaffe ich es eh nicht.
Ich wollte es machen. Punkt.
Das Faszinierende ist, wenn man aufs Herz hört, passieren auf einmal die allertollsten Dinge. Man hat auf einmal das Gefühl, das alles möglich ist. So wie, als würde man einen hohen Luftsprung machen ins Ungewisse und es ist garnicht beängstigend. und macht sogar Spaß. Mir flog damals ein ganz wunderbares Zitat von Pippi Langstrumpf (Astrid Lindgren) in die Hände.
„Das habe ich noch nie versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffen werde“.
Entgegen aller Wenns und Abers folgt Pippi ihren teils verrückten Ideen stehts voller Vertrauen und mit viel Herz. Ein gutes Vorbild.
Ich habe dieses Studium damals gemacht. Es war schwer und abenteuerlich und ich weiß wirklich nicht mehr, wie ich das überhaupt geschafft habe. Aber es war genau das Richtige für mich. Und damit möglich. Und ich war glücklich damit.
Glücklich zu sein bedeutet, verbunden zu sein. Intuition ist Verbundenheit mit der Herzensstimme.
Das Geheimnis war wohl, dass ich mich zutiefst verbunden gefühlt habe mit meiner inneren Stimme. Ich wusste es einfach. Dies ist bis heute mein innerer Kompass geworden, der mich immer häufiger leitet, wenn ich vor Entscheidungen stehe. Ich frage dann nicht mehr: Ist es eine vernünftige Entscheidung? Oder noch schlimmer: Was sagen die anderen? Ich frage: Fühlt es sich für mich gut an? Oder: Will ich das WIRKLICH???
Dem Klang des Herzens zu folgen weckt unglaubliche Kräfte: Löwenkräfte.
Und diese Kräfte sind viel größer als jegliche möglichen Hindernisse, ob sie medizinischer oder seelischer Art sein mögen. Seit dieser Zeit habe ich viele Herzensentscheidungen getroffen. Heute weiß ich, aus dem Herzen heraus das Leben zu gestalten, ist sehr gesund und noch viel mehr kraftvoll. Das Herz hat Löwenkräfte.
Ich entscheide heute also viel mehr aus meinem Löwenherzen heraus. Denn es weiß, was richtig ist, auch wenn es manchmal unlogisch erscheint. Ich wünsche dir, dass du dein Löwenherz erkennst und ihm vertraust, denn: es schlägt immer für DICH! Trau dich und spring rein in deine Intuition, es wird sich wunderbar anfühlen.
Von Herz zu Herz…
Deine Kathi
PS: Danke an alle Herzenmenschen in meinem Leben. Ihr wisst, ihr seid diejenigen, die mein Herz zu einem Löwenherz machen.
Comments are closed