Vor einigen Jahren habe ich als Fitnesstrainerin im Sportstudio eine sehr eindrucksvolle Erfahrung gemacht. Ich habe meine TeilnehmerInnen im Kurs zu einem  Experiment angeregt und sie während der Übungen immer wieder angeleitet, sich tief in die Bewegung, in die Gelenkaktion oder in die in die Muskelarbeit (contract and release) „hineinzudenken“ und „gedanklich mitzutrainieren“. Die Vereinbarung mit den Teilnehmenden war, dass sie mir am nächsten Tag Rückmeldung geben sollten, wie die Wirkung nach dem Training ausgefallen sei.

Das Ergebnis dieser kleinen experimentellen Studie war außerordentlich eindrucksvoll: ausnahmslos ALLE TeilnehmerInnen berichteten von einem gewaltigen Unterschied zum bisherigen Training und alle nahmen eine deutlich intensivere und verbesserte Wirkung war, was die Effektivität der Übungen anbelangte.

Dies veranlasste mich, die Stunden entsprechend zu gestalten, um die Trainingszufriedenheit und Effektivität zu verbessern, denn:

Häufig sind wir mit unseren Trainingsergebnissen unzufrieden, obwohl es weder an Motivation, noch an Energie oder Fleiß mangelt.

Ich wollte es noch genauer wissen:

  • Wie kommt es dazu, das Resultate trotz intensivem Training und Fleiß ausbleiben?
  • Haben wir nicht den richtigen Genpool oder ein schlechtes Trainingsprogramm?
  • Oder gibt es evtl noch einen ganz anderen Grund?

In meinen Recherchen fand ich heraus, dass das Gehirn eine entscheidende Rolle im Training spielt. Nichts passiert, ohne dass es vom Gehirn veranlasst und genehmigt wird. Es liegt also auf der Hand, dass dies auch für unser Training und seine Auswirkungen im Körper zutrifft. Und genau das hat sich während des Trainingsexperiments mit der Gruppe damals herausgestellt.

Training beginnt im Gehirn.

Viele Studien belegen: Trainingsergebnisse basieren nicht nur auf unserem Willen, unserem Fleiß, unseren Genen sowie der mechanischen und physiologischen Wirkung, die wir im Training erzeugen, auch wenn dies natürlich wichtige Faktoren sind. Wie präzise, kräftig, dynamisch oder koordiniert eine Bewegung erfolgt, ist das Endergebnis aller Informationen, die im Gehirn ankommen, und ihrer Verarbeitung dort. Dementsprechend sind Trainingsergebnisse immer stark davon abhängig, wie effizient unser im Hintergrund operierendes Gehirn und das zentrale Nervensystem arbeiten und mit dem Bewegungsapparat bzw. Muskelapparat zusammenwirken (können). 

Genau deshalb ist es klug, die neuronalen Gesetze zu beachten und zu nutzen, indem man neuroathletisch trainiert. 

Was bedeutet das nun?

Neuroathletik ist ein Ansatz, der darauf abzielt, das Nervensystem und die Reaktionen im Muskel- bzw. Bewegungsapparat besser zu vernetzen.

Unser Gehirn bestimmt entscheidend darüber, wie die Qualität einer Bewegung, einer körperlichen Leistung und letztlich auch das Erreichen von Zielen ausfällt. Allerdings: Körperliche Ziele zu erreichen, steht nicht ganz oben auf der Prioritätenliste unseres Gehirns. Ganz oben steht der Aspekt Sicherheit.

Wir sind dem entsprechend immer nur so leistungsfähig, wir das Gehirn sich in der Situation „sicher“ fühlt. Für diese Sicherheit braucht es Informationen. Diese Informationen holt sich das Gehirn aus Sinnesrezeptoren, z.B. im visuellen System und ganz entscheidend auch im propriozeptiven System. Letzteres hat besonders viele Sinnesrezeptoren in den Gelenken und steuert die Bewegungen feinmotorisch. Allen voran die Gelenkbeweglichkeit, aber auch weitere motorische Qualitäten wie Kraft und Koordination können stark verbessert werden, wenn wir das propriozeptive System schulen.

Die Kernidee de Neuroathletik ist: Durch gezielte sensorische Reize, Bewegungsübungen, Trainingstechniken und das Fokussieren (Hineindenken bzw. Hineinfühlen) in die Bewegungsaktivität wird die propriozeptive Wahrnehmung verbessert und die Feinabstimmung der Motorik optimiert. Hierdurch kann die Leistungsfähigkeit (Fitness), Koordination sowie die Verletzungsprävention gesteigert werden.

Durch Neuroathletik hat der Körper die Chance, mit optimaler Anpassung (auch Superkompensation genannt) zu reagieren.

Eben, weil die Quelle genutzt wird.

Es ist wie bei einem Baum:

Herkömmliches Training bezieht sich recht häufig auf das Pflegen oder auch Ausgestalten der Baumkrone. Neuroathletik setzt an den Wurzeln an und schafft so eine sehr stabile und tiefgreifende Basis, welche sich natürlich ganz entscheidend auch auf die Krone und auf den sichtbaren Bereich auswirkt.  

Es ist also – um bei diesem Bild zu bleiben – gut, den „ganzen Baum“ im Blick zu haben.

Abschließend noch ein paar Ideen für die Yogapraxis bzw. dein Training:

  • Übungen (vor allen Dingen Balance-Übungen) mit geschlossenen Augen ausführen.
  • Übungen wählen, die Gleichgewicht, Kopf- und Blickstabilität sowie Schulter- und Hüftgelenkführung schulen. Diese helfen, Positionen präziser zu halten.
  • Stabilisierungsübungen von Gelenken: Kleine Instabilitätsaufgaben wie z.B. Bein- oder Armpositionen auf instabilen Unterlagen fördern die (inter- und intra-) muskuläre Koordination.
  • Atem- und Nervensystem-Training: Atemrhythmen kombiniert mit sensomotorischen Reizen können Stressreaktionen regulieren sowie den Fokus (und das Hineindenken bzw. -Fühlen) verbessern.
  • Reaktions- vs. Halteaufgaben: Wechsel zwischen dynamischen Sequenzen und statischen Übungen trainieren die Reaktionsfähigkeit und das Durchhaltevermögen.

Diese Liste ist bewusst übersichtlich gehalten, um dir erst mal einen Einblick in relativ leicht umsetzbare Möglichkeiten zu geben. Sicherlich gibt es da noch mehr Vielfalt und  Optionen, um das Training noch effektiver zu gestalten. Den Anfang zu machen, macht aber sehr viel Sinn, wie meine Erfahrung ist. Deshalb fühl dich motiviert, dein körperliches Potential noch ein bisschen mehr „heraus zu kitzeln“! Wenn du mehr darüber wissen willst, melde dich sehr gerne bei mir oder sei willkommen in einem meiner Kurse.

Und wie bei allen Dingen, die gut, effektiv oder eben sinnvoll sind, gilt:

Es gibt nichts Gutes. Außer, man tut es! YES!

Deine Katharina

PS: Grundlagen der Neuroathletik und entsprechende Übungen sind übrigens auch Bestandteil meiner coreFLOW-Fortbildungen. Die Nächste Gelegenheit hast du am 27.09.25.

Melde dich, wenn du Interesse hast! Es gibt nur begrenzte Plätze, damit die Qualität gewahrt werden kann.

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